Freitag, 18. März 2011

El Imposible

Hallo allerseits, seit gestern abend bin ich wieder zurück von einem sehr sehr schönen, dreitägigen Trip in den Nationalpark El Imposible. Und weil es viel zu berichten gibt, könnt ihr euch schonmal auf einen langen Artikel bereit machen.

Am Dienstag morgen wurde ich von unserem Gastvater (Baudilio, genannt Baudi) zum Terminal Occidente gefahren, um dort um 5 Uhr in den Bus in Richtung Ahuachapán zu fahren. Das war mein erstes mal in einem öffentlichen Überlandbus (alleine), und wenn man dem Internet glauben kann, ist das für Gringos seeeehr gefährlich. Was sich mal wieder als totaler Quatsch herausstellen sollte. Die Leute nett und freundlich oder schlafen, und ausserdem sitzen auf einem Sitz immer 1,5 Leute und alles ist total überfüllt, sodass es dort gar nicht zu irgendeiner gefährlichen Situation kommen kann. Mir hat Bus fahren immer Spass gemacht :) Und es ist extrem billig. Für ne 2h-Fahrt zahlt man 1$. Mit umsteigen kam ich auf 1,60$. Ich hoffe, die BVG und die Deutsche Bahn lesen mit und lassen sich inspirieren??

Also bin ich um ca. 8 Uhr morgens im winzigen Dörfchen Tacuba angekommen, hab mich kurz zum Hostal "Mama y Papa y Manolo" durchgefragt, und einmal angekommen, war ich sofort begeistert von der Atmosphäre dort. Das ist mehr oder weniger ein Familienunternehmen von "Mama und Papa" mit ihrem Sohn Manolo, der quasi Leben in die Bude bringt, viel und laut und lustig zu erzählen weiss und die Touren organisiert. Ansonsten haben sie dort einen schön bepflanzten Innenhof mit Hängematten, ein paar Haustieren (inkl. 2 verrückten Enten, die immer meine Zehen und Schuhe attackieren wollten und einen sonst immer ganz verdächtigend angeschaut haben), eine schöne Aussicht vom Dach bis nach Guatemala und ganz viel nettes Personal. Und weil ich am Anfang der einzige Tourist war, habe ich einen Platz im Schlafraum für 4 Personen bekommen und hatte somit zum günstigeren Preis (7$/Nacht) ein riesengrosses Zimmer für mich allein.

Nun gut, gegen halb 10 ging´s los zur ersten Tour. Manolo hatte mich gefragt, ob ich a) spansisch spreche (Antwort: najaaa...) und b) ob ich gerne wandere (Antwort: JA!), und so bin ich mit einem Guide, der kein Englisch konnte zur anstrengendsten Tour in ihrem Angebot aufgebrochen. Mir wurden 7h Laufen in Aussicht gestellt :) Und zwar bergauf-bergab-bergauf-bergab etc. Zwischendurch kamen wir an sehr vielen Aussichtspunkten (Berggipfeln) vorbei, mit wirklich sehr beeindruckender Sicht bis zum Meer (ca. 40-50km entfernt), bis nach Guatemala und deren Vulkane und ins Flachland, was zu El Salvador gehört. Und auf viele naheliegende, grün bewaldete Berge und Hügel. Sehr zu empfehlen! Und natürlich gab es mal wieder einiges an Flora und Fauna zu sehen, angefangen von der Nationalpflanze (nennt sich hier Izote, sieht aus wie eine Yuca-Palme und ist es wohl auch. Deren Blüten werden hier in grossen Mengen verspeist), über Orchideen, unzählige Vögel und Schmetterlinge (auch mit Morpho-Faltern :) ) bis hin zu einem Gürteltier! Und dieses mal ist es nicht einfach abgehauen, sondern kam auf uns zu, weil es uns nicht bemerkt hat. Am Ende war es ungelogen und nicht übertrieben auf vllt 20cm an meine Füsse heran. Dann ist es (wegen des Geruchs??) abgedreht und ist im Unterholz verschwunden. Aber ich gebe natürlich nicht gleich auf, bin einfach hinterher und dann ist es erst ein bisschen hin und her gerannt und hat schliesslich ganz ruhig und mit Blick in meine Kamera gewartet, ob es noch von mir verfolgt wird. Auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt, ob aus den Fotos was wird.

Weiterhin habe ich mal wieder mein Repertoire des Wissens über Nahrungsbeschaffung im Urwald auffüllen können. Es gibt eine Art unscheinbare Palme namens Caña de Cristo o.ä., die in der Nähe von Flüssen wächst, deren Stamm (eher Stiel) man schälen und essen kann. Schmeckt sehr lecker (nach Zitrone), ist schön knackig und, wie alles, was einem gezeigt wird, natürlich gesund für die Bauchgegend.
Und auf dem Weg sind wir an vielen Kaffee-Pflanzen vorbeigekommen, was ja eigtl. nichts für mich ist, aber die Früchte sind wirklich lecker!! Ganz süss und ohne Kaffee-Geschmack :)

Weil wir etwa 2h schneller als geplant die Tour absolviert hatten, waren der wir schliesslich um ca. 15 Uhr im Hostal, wo ich dann den Rest des Tages mit Lesen in der Hängematte verbracht habe :)

Am zweiten Tag wurde unsere Exkursionsgruppe um einen Australier (Tom) und einen Engländer (Helio; er hat portugiesische Eltern. Cooler Name, oder?) erweitert. Dieses mal war es wesentlich weniger anstrengend, wir sind nur ein bisschen herumgelaufen, haben noch einen sehr schönen Aussichtspunkt besucht, haben an einem Lagerfeuer gegrillt und mit dem Gewehr und der Pistole von Manolo auf tote Bäume geschossen. Mit dem Gewehr fand ich es relativ schwer, und daher bin ich nur 3. und beim nächsten Mal zweiter geworden (von 3 :/ ), aber mit der Pistole habe ich gewonnen! Es ging also immer nur aufwärts, um es mal positiv zu sehen ;)
Ansonsten haben wir uns viel unterhalten und viele lustige Geschichten gehört, die ich bei Gelegenheit mal wiedergeben kann.

Der dritte Tag war wieder etwas actionreicher. Mit zwei anderen Guides sind wir zu einem Fluss gelaufen, dessen Lauf wir dann die gesamte Zeit gefolgt sind. Und wie es Flüsse in Bergen so an sich haben, gab es eine Menge Wasserfälle zu bestaunen. Und bei 5 oder 6 davon gab es die Möglichkeit, herunterzuspringen, weil der stete Tropfen den zugrundeliegenden Stein so weit ausgeholt haben, dass man ohne Gefahr Faxen machen konnte. Und irgendwie hat es die Natur geschafft, die Wasserfall-Höhen didaktisch in der richtigen Reihenfolge anzuordnen, also beginnend mit einem Wasserfall, der vllt 2 Meter hoch ist, was für keinen ein Problem sein sollte, und sich dann immer weiter steigernd über 5, 8, 10, 12 und schliesslich 13 Meter Höhe!! Davon hat der Australier auch Beweisvideos, für alle Ungläubigen ;) Gibts hoffentlich demnächst bei Facebook. Ich hätte mich sowas nie getraut eigentlich. Mein bisheriges Maximum lag eben bei 3 Metern im FEZ. Aber ganz ehrlich, das ist echt nicht schlimm. Man muss einfach nur springen und gut ist. Tut nicht weh, man stirbt nicht, und dafür hat man echt lange Fallzeiten :)

Allerdings: Der eine Guide wollte natürlich ein bisschen übertreiben und ist weg von unserem Sprungplateau weiter zum Wasserfall geklettert, wo es dann schon bemoost und rutschig war. Und was passiert? Er rutscht tatsächlich ab! Kann sich über 1-2 Meter nicht halten und bekommt am Ende mirakulöserweise mit beiden Händen hinter dem Rücken (sic!) noch eine Kante zu fassen, an der er sich halten konnte. Grinst uns zu und klettert wieder hoch... Unfassbar. Also, gestorben wäre es vllt nicht, aber den einen oder anderen unschönen Aufschlag auf der felsigen Kante hätte es schon gegeben. Nach 1-2h des Sich-Sonnenbrand-Holens, des Badens und des Essens sind wir dann langsam wieder zurückgekehrt, durch dichten Wald zwischen sehr lauten und sehr grossen Zikaden und hübschen Raupen und Schmetterlingen.

Für die ruhigeren Wanderabschnitte gab es übrigens immer wieder natürliche Wasserrutschen, mit weniger Huckeln als im Schwimmbad, dafür mit mehr kleinen, blutsaugenden Egeln, die aber angeblich ungefährlich sein sollen... Halt abgesehen vom winzigen Biss.

Was sonst noch zu erzählen ist:
- Irgendwie dürfen die Leute mitten im Nationalpark, der eh schon nicht sehr gross ist, Häuser bauen und Plantagen anlegen und so weiter... Finde ich jetzt nicht so toll. Aber noch ist Natur vorhanden.
- Man muss Parkeintritt bezahlen, aber niemanden, bei dem man das machen könnte
- Im Dorf gibt es beim Fleischer und auch bei Privatleuten eine alte Tradition: Wenn eine weisse Fahne draussen hängt, gibt es Rindfleisch, wenn (zusätzlich) noch ein Bananenpalmenblatt angebracht ist, gibt es (auch) Schwein. Huhn gibt es wohl immer...

Soviel zur Vergangenheit. Nun zur Zukunft, die ja immer viel interessanter ist ;)
Morgen fahren wir, gemeinsam mit ein paar anderen deutschen Lehrern, in den Nationalpark Montchristo im Nordwesten. Von dort aus fahren wir vermutlich gleich weiter nach Guatemala, in Richtung Flores. Von dort aus werden wir hoffentlich eine 3- oder 4-tägige Tour in den Nationalpark El Mirador machen, um schliesslich bei den berühmten Ruinen von Tikal anzukommen. Das wird bestimmt total irre!! Vermutlich schreiben wir dann irgendwann nochmal, bevor wir nach Antigua fahren und den Lago Atitlán besuchen. Davon also später mehr.

Bis zum nächsten Mal also! Viele Grüsse!

1 Kommentar:

  1. Barbara und Wolfgang19. März 2011 um 23:47

    Hallo Ihr beide, wir melden uns zwar nicht von der anderen Seite der Welt, sondern "nur" aus Irland. Und 30 Grad im Schatten haben wir auch nicht - 10 muessen uns reichen. Dafuer haben die Iren den ewigen Fruehling gepachtet und wenn man sich diese wirklich-wortwoertlich GRUENE Insel beguckt - man ist begeistert. Einfach schoen. Palmen gibt's auch (aber eben nicht wie in El Salvador). Wir haben unendliche gruene Huegel (inkl. Schafe), bezaubernde Parks und Gaerten, Castles und Herrenhaeuser gesehen. Autofahren macht so richtig Spass, also wuerde Spass machen, wenn diese Iren nicht alle verkehrt herum fuehren. Die spinnen, die Iren....
    Haben heute eine stramme 20-km-Wanderung unternommen, im Nationalpark von Kerry, immer an den Ufern der Loch's entlang. Es gibt hier riesige Felder mit Rhododendron, die aber nicht auf der Ebene, sondern an Haengen und zerkluefteten Felsen wachsen, 10.000e Quadratmeter non stop und Pflanzen bis zu 5 m hoch. Hier im Suedwesten bluehen die noch nicht, im oestlichen Teil (bei Dublin z.B.)bluehen die aber mit den Kamelien und Magnolien zusammen um die Wette. In Cork (ziemlich langweilige Stadt) haben wir aber den St.-Patricks-Day samt typischem Strassenumzug miterlebt. Tolle Stimmung und Hoehepunkt war der anschliessende Besuch in einem pubartigen Hotelrestaurant - dort waren 2 Irish-Folk-Musiker (um die 50), die
    waren dermassen gut, dass es einem die Sprache verschlug.
    Eure letzten Berichte waren richtig spannend und man kann Euch echt nur beneiden ! Lasst es Euch weiter SO gut gehen, passt auf Euch auf, viel Spass bei den weiteren Touren und nochmals ganz irre irische Gruesse - Eure B. & W.

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