Freitag, 2. Oktober 2009

Tres días en la selva

Am ersten Tag gings morgens um halb 10 mit dem Auto los, mit einem Fahrer, unserem Guide (der sich Delfin nannte) und zwei weiteren Touris, Denise und Sabrina aus der (deutschsprachigen, wie wir nach 15min herausgefunden haben) Schweiz. Erst klang ihre Sprache wie... hollaendisch oder so. Wir haben auf jeden Fall am Anfang nix verstanden. Nach einiger Fahrt durch die gruen vom Urwald bewachsenen Berge tat sich so nach und nach das Amazonasbecken vor uns auf, was natuerlich schon ein cooles Gefuehl vermittelt. ENDLICH konnten wir mal richtigen Urwald sehen, wenn erstmal auch nur aus der Ferne. Unsere erste Haltestation war ein kleines Reservat, in dem Affen, aber auch Schlangen wie Boas und so auf ihre Auswilderung vorbereitet wurden. Sie haetten sogar schon einfach weglaufen koennen, es gab nur einen winzigen Zaun, aber auf dem "Baumwege" haetten sie locker fliehen koennen. Aber mit Touris und fertigem Essen und Pflegern finden sie es wohl auch angenehmer, und so konnten wir uns bestimmt 20 Minuten mit den Affen beschaeftigen. Und die konnten einen echt auf Trab halten. Alle klettern auf einem rum, einer hat mich an der Hand gefuehrt, um mir irgendwas zu zeigen, ein junger Affe hat Anita ein bisschen in die Nase gebissen (die Ohren blieben auch nicht verschont ;) ), und so weiter.


Sooo, hier sind wir wieder mit unserem vorletzten Bericht! Seit dem letzten Mal ist mal wieder einiges geschehen, wie ihr euch denken koennt. Also auf zum Resumee.



Es hat also echt "tierischen" Spass gemacht, und wir haetten da locker noch einen ganzen Tag verbringen koennen. Aber nach einiger Zeit sind wir weitergefahren zu unserer ersten Uebernachtungsstelle, einer Siedlung von 5 Haeusern am Fluss, quasi mitten im Wald und neben einem Reservat.



Kaum angekommen, gabs schon das erste Mittag, das von Delfin zubereitet wurde. Spaghetti mit ner total leckeren Gemuese-Huehnchen-Sauce. Von dem Essen werden wir noch oefter schreiben, weil der Mensch SO ein guter Koch war, das war unbeschreiblich. Und frisch gestaerkt haben wir dann in Gummistiefeln unsere erste Wandertour in das Naturschutzgebiet nebenan gemacht. Ich hab mir noch gedacht, dass das total unnoetig ist, extra Gummistiefel anzuziehen, aber naja, man machts halt mit. Und nach den ersten paar Metern hat sich dann gezeigt, wozu die da waren: Die Haelfte des Weges bestand aus Matsch oder Fluessen. Auf dem Weg habe ich dann einen an Land befindlichen Aal gefunden, den wir dann ins Wasser gesetzt haben, einen riesigen Tausendfuesser,



ganz ganz viele exotische Pflanzen, von denen uns bei sehr vielen erklaert wurde, wozu die Eingeborenen die verwenden, und und und. Unser Guide ist, wie die Bilder schon verraten, ein Indianer, der auch im Wald aufgewachsen ist und einfach mal alles kennt. Er kann alles, weiss alles und macht sogar alles!! Das war wirklich total klasse, dass wir ihn abbekommen haben.
Nach ein oder zwei Stunden haben wir dann das Ziel dieser Wanderung erreicht, einen total schoenen Wasserfall mit zugehoeriger Lagune, in der man baden konnte.



Es war zwar ein wenig frisch, aber hey, man badet ja nicht so oft im Regenwald in einer Lagune :)
Suesswasserkrebse gibts dort natuerlich auch, wie man hier sieht:



Auf dem Rueckweg haben wir eine besondere Art von Ameisen gezeigt bekommen, die verwendet wird, um Wunden zuzuklemmen, da es ja keine bessere Alternative gibt. Die haben naemlich eine Art Beiss-Reflex, der dafuer sorgt, dass die da bis zu 10 Tagen dran haengen bleiben, wenn man sie nicht selbst entfernt. Die Wunden selbst werden natuerlich mit tausend Pflanzen versorgt, sodass alles steril ist und auch noch schmerzfreier schneller heilt. Also man weiss sich dort zu helfen.
Am Abend gabs dann wieder eine koestliche Mahlzeit, eine Art Frikassee mit Reis und viel Gemuese. Ebenfalls seeehr lecker. Ich wollte danach mal kurz ins Zimmer, um etwas zu holen, und Delfin meinte, wir sollten immer mit einer Taschenlampe gehen. Ich hab mich mal wieder gefragt, wozu das gut sein soll, und nach 2 Metern wurde ich dann belehrt: auf dem Weg vor mir lag eine kleine Schlange. Seitdem liefen wir auch wirklich immer mit Licht :) Delfin meinte dann uebrigens, es waere eine sehr junge Boa Constrictor gewesen...
Wieder zurueck gabs dann eine kleine Ueberraschung als Nachtisch: (noch lebende) riesenhafte Ameisenkoeniginnen. Wolle aber keiner essen :) Dann wurden sie kurz in Oel gebraten, und dann haben eine Schweizerin und ich uns ueberwunden, und das war echt nicht so eklig wie erwartet. Ein bisschen hats nach Honig geschmeckt.



Als wir dann ins Bett wollten, mussten wir noch kurz eine Fledermaus aus der Huette vertreiben, und dann haben wir im Konzert der Insekten und Froesche geschlafen.

Nach dem Fruehstueck am naechsten Morgen sind wir wieder losgewandert, um einen weiteren Wasserfall zu erreichen. Auf dem Weg haben wir wieder den tiefsten Urwald gesehen, den man sich so vorstellen konnte, eine kleine Vogelspinne (alles in allem 10 Zentimeter),



eine Teufelsspinne (die heisst so, weil sie zwei grosse Hoerner hat), und wir haben an einem frisch abgeschnittenen Blatt gesaugt, weil es nach Zitrone schmecken sollte. Nachdem alle gekostet haben, wurde uns gezeigt, warum: in den Blattstielen leben Limonenameisen, die man dann halt raussaugt. So hat also auch Anita ihre Ameisen-Kostprobe bekommen. Dann haben wir einen Drachenblutbaum gesehen, der den Namen bekommen hat, weil eine echt verdammt blutaehnliche Fluessigkeit herauskommt, wenn man ihn anritzt. Besser als Hollywood-Blut. Und wenn man es ein wenig reibt, wirds weiss und fest. Komisch, oder? Dann gabs ein paar Riesenhummeln zu bestaunen, die so etwa... 4cm-Koerper besassen, und wir haben versucht, aus einer bestimmten Pflanze eine Strippe herzustellen, nachdem Delfin uns das vorgemacht hat und fuer jeden eine Kette hergestellt hat, inklusive Anhaenger, den er aus einem Samen hergestellt hat und mit Bildern verziert hat. Wir habens leider nicht hinbekommen :(

Soo, dann waren wir in der Naehe des Wasserfalls am Fluss, konnten "mal wieder" 3 Morphos bestaunen, bei bestem Licht, und die waren sogar so nett und sind direkt an uns vorbei geflogen. Dann mussten wir uns unsere Badenbekleidung anziehen, weil der letzte Teil des Weges im Fluss verlief. Und zwar so tief, dass man bis zur Huefte im Wasser war (inklusive vollgelaufener Gummistiefel). Dann mussten wir endgueltig alles liegen lassen, weil die letzten 20Meter nur durchschwimmbar waren. Ich hab meine Kamera mitgenommen, indem ich einarmig geschwommen bin, aber Anita hat die Kamera verschonen wollen und daher gibts hier keine Bilder. Es war aber echt cool, und in der Mitte stand ein Baum, von dem man herunterspringen konnte (vielleicht 2m oder so). Nach der Badeeinlage haben wir den Rueckweg angetreten und sind (ein bisschen eingeregnet, aber mit Ponchos geschuetzt) so nach Hause gelaufen. Dann gab es mal wieder ein unbeschreibliches Essen, und dann wurden wir in einem Einbaum flussabwaerts transportiert, zum Teil sogar durch Stromschnellen und bedenklich nahe an grossen Steinen vorbei (ohne Uebertreibung: 20cm, aber die Stroemung hat dafuer gesorgt, dass man da nicht so einfach gegen faehrt). Unterwegs haben wir noch vom Boot aus einen Tukan gesehen. Und dann waren wir an der zweiten Unterkunft, die ebenfalls nur aus wenigen Huetten bestand. Nach ein bisschen Freizeit haben wir schon wieder was zu essen bekommen, und nachts haben wir eine Nachtwanderung (ohne Licht, um die Tiere, die wir sehen wollten, nicht zu vertreiben) gemacht. Ebenfalls durch Schlamm und ueber Stock und Stein. Nach einer Dreiviertelstunde haben wir das Ziel erreicht: einen Komplex aus kleinen Tuempeln, in dem es Kaimane geben sollte. Zunaechst haben wir nur ein Paar Augen gesehen, dass das Licht von unseren dann doch angeschalteten Taschenlampen reflektierte. Und schliesslich haben wir einen kleinen Kaiman gefunden, der so nahe am Ufer war, dass Delfin es sich nicht nehmen liess, einen Stock zu suchen und ihn zu jagen. Das hatte nicht so gut geklappt, und dann hat er unsere von ihm angefertigten Ketten genommen, daraus eine Art Schlinge gebastelt und hat ihn dann doch auf echt wundersame Art gekriegt. Wir haetten es nicht fuer moeglich gehalten. Aber hier ist der Beweis:



Das wars dann fuer diesen Tag.

Am naechsten Morgen haben wir nach dem Fruehstueck beobachtet, wie die ganze Familie dort an den Fluss gegangen ist, und sich unter Aufsicht des Dorfopis ans Wasser gestzt hat und erstmal nix getan hat. Dann, nach 5 Minuten oder so, gabs nen lauten Knall, und alle sind wie besengt ins Wasser gestuerzt. Und was sie gemacht haben, war, dass sie durch ne Explosion alle Fische in der Umgebung getoetet haben und dann so um die 8 Kilo Fische aus dem Wasser "gepflueckt" haben. Frueher haben sie das natuerlich konventioneller gemacht, aber auch dort wird man halt modern...
Dann gings los zur letzten Wanderung, die erstmal die Route aus der Nacht nachvollzogen hat, und wir haben eine Pflanze vorgefuehrt bekommen, die perfekte Angelhaken bietet (Katzenkralle genannt), dann gabs noch Kautschuk frisch aus dem Baum und schliesslich hat Delfin von einer Bromelie ein paar Bluetenteile abgeschnitten und uns damit verziert. Ergebnis:



Anschliessend sind wir zu einem Aussichtspunkt aufgestiegen, von dem aus man eine spektakulaere Aussicht auf das Amazonasbecken mit dahinter aufsteigendem Andengebirge hatte. Das sah schon echt cool aus. Wir haben uns da ein wenig in Haengematten ausgeruht und wurden dann mit der Farbe aus irgendeiner Frucht dort bemalt. Dabei kam dann so etwas hier heraus:



Ich hab da oben noch ein bisschen die Umgebung erkundet und einen jungen Nashornkaefer gefunden, der unglaublich doll zubeissen kann, wie ich bemerken durfte (hat sogar ein bisschen geblutet! Haette ich nicht fuer moeglich gehalten...), und zum Abschluss durften wir uns an einem Seil ueber den Abhang schwingen. Leider war Anitas Akku alle, sonst haetten wir davon bestimmt Photos gemacht. Anita hat sich nicht getraut, weils zu hoch war, aber fuer sie gabs dann die Kinderliane, und da gings dann auch :)
Die eine Schweizerin und ich haben dann sogar noch rohe und lebende Ameisenkoeniginnen probiert, aber... das war nicht so gut :) total schleimig und nicht lecker. Aber probiert haben wollte ich das schon.
Dann haben wir mit dem Abstieg begonnen, und nach ein paar Metern konnten wir tatsaechlich einen kleinen Affen sehen, der uns wohl auch spannend fand, und einen Kaiman, der sich gesonnt hat, dann aber gefluechtet ist. Und unten auf dem Gelaende der Unterkuenfte hat Delfin dann eine riesengrosse Wasserschildkroete fuer uns gefangen, die sich im Boden des Sees versteckt hatte. Er meinte, dass sie so 60-70kg gewogen hat. Soo, und dann gabs Mittag (natuerlich Fisch), und so sind wir gluecklich und zufrieden von der Urwaldtour nach Hause kutschiert worden. Am Anfang durften wir sogar hinten auf dem Pickup mitfahren, aber dann mussten wir alle rein...
Wir haben sofort den naechsten Bus nach Latacunga genommen, wo wir jetzt sind, und morgen werden wir wahrscheinlich wieder eine Fahrradtour machen, diesmal am Cotopaxi.

So, das wars dann fuer dieses mal!!

Viele liebe Gruesse, herzliches Beileid fuer die Wahl (wir haben uns natuerlich informiert), und ansonsten bis bald!!

Anita & Thomas

3 Kommentare:

  1. OOOOOOOOOOhhhhhhhhhhhhhhh,welch interessanter Bericht, nun ueberlege ich doch ernsthaft, ob ich euch nicht vorschlagen sollte, eure Reise noch ein wenig zu verlaengern, habe mich inzwischen so an die schoenen Berichte samt Fotos gewoehnt, dass ich sie nicht missen moechte. Anitas Nase sieht noch ganz passabel aus und das angeknabberte Ohr kann sie bestimmt gut unter ihren langen Haaren verstecken...
    Beim Lesen euren Berichtes musste ich mehrfach schmunzeln, vor allem ueber Anitas Kinderliane (ich haette bestimmt eine Kleinkinderliane bestellt) und ueber die unwissentlich aufgeschluerften Zitronenameisen (wer weiss, was Delfin noch so im Essen versteckt hat...)
    Ich freue mich schon sehr auf eure Rueckkehr, werde aber ganz bestimmt die tollen Blogberichte vermissen!!!
    Liebe Gruesse von Mama

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  2. Mami Barbara und Papi Wolfgang4. Oktober 2009 um 09:01

    Es ist Sonntag morgen und wir sind gerade aus dem Urwald zurück. Gleich gibt es Frühstück und wir wollen Euch noch vorher schreiben. Ach nein, wir waren ja gar nicht weg, haben nur Euren Bericht gelesen, die Fotos gesehen und sind verzaubert. Ihr habt so toll geschrieben, dass man einfach dabei war!Die Erlebnisse mit den Tieren, die Flüsse, Wasserfälle und sogar eine Fahrt im Einbaum- wie im Märchen! Nur auf die Ameisendelikatessen wären wir nicht sooooo scharf. Heute müsstet Ihr den Cotopaxi auch schon hinter Euch haben, war bestimmt grandios. Sicher hören wir aus Quito nochmal voneinander, und dann warten wir auf Euch! Liebste Grüße von o.g.
    P.S.: Heute nacht war ein Füchslein auf unserer Terasse, direkt an der Tür. Da gibt es eine Geschichte dazu, erzählen wir zu Hause.

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  3. endlich mal wieder zeit, eure zeilen zu lesen - und schon war ich wieder bei mogli, baloo und shir khan... hoffentlich gibts später ne dvd, die eure bilder/filmflut aufnehmen kann. ich freu mich schon auf den ausführlichen reisebericht. von hier auf jeden fall schon mal herzlichen dank für die tolle wüste-und-dschungel-reise-begleit-möglichkeit ;-) passt weiterhin gut auf euch auf und kommt gesund und munter zurück. glg, die suse
    p.s. an 'maman' - mach gefälligst dein handy an, wenn du dich nach Fronkreisch absetzt ;-) alles gute nachträglich, aber ich weiß ja jetzt, wo ich dich finde *gg*

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